In einem Beitrag des vergangenen Jahres haben wir uns bereits die Frage gestellt, ob der coronabedingte Lockdown nicht auch etwas Gutes hat. So wurde in den Medien immer wieder suggeriert, dass das Herunterfahren des öffentlichen Lebens der Umwelt und somit auch dem Klimawandel zugutekomme. Es war sogar die Rede davon, dass Deutschland aufgrund des Lockdowns wohl in der Lage sei, seine Klimaziele zu erreichen. Eine Studie will nun aber belegt haben, dass der Lockdown alles andere als langfristige positive Auswirkungen auf unser Klima hat.
Lediglich die Daten für die Umweltbelastung haben sich verbessert
Klar ist, während des Lockdowns sind weniger Autos gefahren, weniger Flugzeuge in den Himmel gestiegen und die Luft hat sich insbesondere in den Städten verbessert. Dennoch: Für einen nennenswerten Wandel in Sachen Klima muss dauerhaft etwas passieren und nicht nur über ein paar Monate.
“Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass sogar größere Absenkungen von Emissionen nur einen kleinen und wahrscheinlich nicht nachweisbaren Effekt auf das Klima haben, wenn sie nur für eine kurze Zeit bestehen.”
So die Wissenschaftler in ihren Artikel.
„Die globale Erwärmung zu reduzieren und letztendlich die globalen Durchschnittstemperaturen zu stabilisieren, würde voraussetzen, dass kontinuierlich Jahr für Jahr die Netto-Emissionen auf null gesenkt werden.“
Auch der Leipziger Forscher Prof. Andreas Macke Direktor des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung sagte, dass sich lediglich die Daten für die Umweltbelastung verbessert hätten, und auch das nur kurzfristig.
Um Klimaziele zu erreichen, bräuchte es einen jährlichen Lockdown (!)
Der Klimaforscher und Meteorologe Hans von Storch sagte zu Beginn der 12. Deutschen Klimatagung Anfang März 2020, dass das weltweite Herunterfahren des öffentlichen Lebens in der Corona-Pandemie messbare Auswirkungen auf den Klimawandel zeigte. So habe der Lockdown den globalen Ausstoß von CO₂ um acht Prozent gemindert. Das allerdings sei nicht viel, wenn man bedenkt, dass jährlich rund 40 Gigatonnen Emissionen in unsere Atmosphäre gelangen.
Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erreichen, müsste der Lockdown von nun an jährlich stattfinden und müsste außerdem jeweils um eine weitere Maßnahme mit ähnlicher Wirkung erweitert werden. Hans von Storch hält dies selbst für „völlig unrealistisch“. Storch schlägt daher vor, den technischen Fortschritt zu nutzen – die künstliche Intelligenz, um Methoden und Techniken zu entwickeln, die wirtschaftlich attraktiv sind, sodass diese weltweit übernommen und klimaneutral genutzt werden können.
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Aber wie soll es denn nun weitergehen?
Die Pandemie hat uns alle Nerven gekostet und man stellt sich mit Recht die Frage, ob wir nach dieser Zeit überhaupt noch die Kraft besitzen, uns auf ein Problem einzustellen, welches so mächtig erscheint. Die Antwort auf diese Frage ist jedoch klar. Wir müssen! Auch wenn es noch so verlockend ist, nach dem Lockdown erst einmal richtig auf die Kacke zu hauen, sollten wir uns ernsthaft Gedanken machen, ob bestimmte Dinge wie etwa ein Kurzstreckenflug wirklich notwendig sind oder ob es nicht auch die Bahn tut, um ans Ziel zu kommen. Der Punkt ist, wir dürfen trotz der einen Krise die andere, bei Weitem schlimmere nicht aus den Augen verlieren und müssen gemeinsam alles dafür tun, um das Ruder noch einmal herumzureißen, bevor es zu spät ist.
Das Problem: Solange sich an der aktuellen Lebenssituation nichts ändert, sind die Menschen offenbar auch nicht bereit, sich für gewisse Dinge einzusetzen. Das zumindest behauptet Ulrich Schmidt, Leiter des Forschungsbereiches globale Kooperation und gesellschaftlicher Zusammenhalt am Kieler Institut für Weltwirtschaft. So sei die Bereitschaft zum Klimaschutz stark an dessen Preis gekoppelt.
„Der Widerstand wird geringer, je besser es den Menschen geht.“
So, Schmidt. Und genau das würde die Corona-Krise zu einem Riesenproblem machen. Denn die Krise hat nach derzeitigem Stand zu einer weiteren ungleichen Verteilung der Einkommen geführt. Auch eine Anfang Juni veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) hatte jüngst gezeigt, dass die Menschen momentan nicht willens sind, auf bestimme Dinge zu verzichten, um das Klima zu schonen. Laut Schmidt läge dies hauptsächlich daran, dass die Kosten zu hoch sind und der persönliche Nutzen wiederum zu niedrig.
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