Aus der Not heraus wurde in Schottland in den 60er-Jahren etwas geschaffen, das Menschen aus aller Welt begeisterte und wovon viele nur träumen. Der „Wundergarten“, wie ihn die Dorfbewohner heute nennen, wurde geschaffen, um mit einem selbstbestimmten, unabhängigen Leben Geld zu sparen. Über die Jahre zog das Konzept immer mehr Anhänger an, wodurch eine Kommune entstand, die spirituell und im Einklang mit der Natur lebt. Heute ist die Findhorn Foundation sogar von der UN als offizielle Nichtregierungsorganisation anerkannt.
Möchtegern Hippies sucht man in einem der ältesten Ökodörfer der Welt vergebens
Zurückzuführen ist das Konzept der Kommune auf das Ehepaar Eileen und Peter Caddy, die 1962 nach einem Zerwürfnis mit ihrem alten Arbeitgeber auf der Suche nach etwas Neuem waren. Der ursprüngliche Findhorn-Garten bestand zunächst aus nichts weiter als der Einöde eines trostlosen, sandigen Campingplatzes auf den Resten eines Luftwaffenstützpunktes der Royal Air Force. Gemeinsam mit ihren drei Söhnen und der gemeinsamen Freundin Dorothy Maclean wollte die Familie aus diesem Platz etwas ganz Besonderes machen. Und das ist ihnen auch gelungen. Mit wenig Geld lebte die Gemeinschaft hier auf kleinem Fuß und versuchte mit selbst angebauten Lebensmitteln etwas Geld zu sparen.
Schnell fiel auf, dass der Boden fruchtbarer zu sein schien als bisher angenommen. Grund für diese Annahme waren unter anderem die 40 Pfund (ca. 18 kg.) schweren Kohlköpfe, die zwar eine Ausnahmeernte waren, dennoch konnten einige Biologen sich nicht erklären, wie es zu diesen Riesen wüchsen kommen konnte. Ein Zeichen? Man weiß es nicht…auf jeden Fall hat die Community weitergemacht und immer mehr Kunden angezogen, die vom „Wundergarten“ profitieren wollten. Nach und nach immer mehr Menschen aus aller Welt angezogen, welche die gleichen Ansichten wie die Gründer teilten und ebenfalls im spirituellen Einklang mit der Natur leben wollten. Die Community wuchs binnen kürzester Zeit von anfangs 6 Mitgliedern auf über 100. Sogar von der UN wurde die Findhorn Foundation als offizielle Nichtregierungsorganisation anerkannt.
Was aber sind das für Menschen, die hier leben? Wenn man ein wenig recherchiert, um herauszufinden, wie diese Community lebt, mag einem schnell das Bild von um das Feuer tanzende Hippies in den Kopf kommen, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als in der Sonne zu liegen, andere Leute mit ihrer Lebensweise zu bekehren und „The Birds“ rauf und runter zu hören. In Findhorn jedoch ist das anders. Hier treffen sich Menschen aus allen Schichten, aus allen Lebensbereichen, vor allem aber mit derselben Einstellung zum Leben. (Möchtegern) Hippies sucht man hier vergebens. Vielmehr besteht das Dorf aus weltoffenen, toleranten Menschen, die Platz für so ziemlich jede Seele in ihren Reihen haben, die auf der Suche nach etwas Neuem ist.
Ist die Findhorn Foundation eine Sekte?
Auch die Findhorn Foundation muss immer wieder mit dem Gerücht aufräumen, die Organisation sei eine Sekte. Das sei die Organisation laut Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern allerdings nicht. Vielmehr versteht sich die Foundation als eine spirituelle Gemeinschaft, die keinem einheitlichen Glauben folgt, sondern auf Vielfalt und Toleranz setzt. In Findhorn leben also Menschen mit den unterschiedlichsten Glaubensformen. Zwar gibt es die sogenannten „Schriften Caddys“, diese werden aber eher als stützende Orientierungspunkte gesehen und weniger dogmatisch verwendet.
Viel wichtiger ist es den Finhornern nach bestimmten Prinzipien zu leben.
“Hören auf die innere Stimme”
Beispielsweise, oder,
“Zusammenarbeit mit der Intelligenz der Natur”
und der
“Dienst an der Welt”
Das alles sind Sätze, die man in Findhorn immer wieder zu hören bekommt und diese auch lebt.
Kein anderes Dorf in Großbritannien hat einen niedrigeren CO2-Fußabdruck
Im Laufe der Zeit fanden sich immer mehr gleichgesinnte, die auf ein entschleunigendes Leben hofften. Und so wuchs die Foundation zu einem richtigen kleinen Dorf heran. Leute wohnen in ausrangierten Whiskeyfässern und die Entwicklung der Gemeinschaft lässt sich äußerlich unter anderem an der Entwicklung des Geländes und der Bebauung im sogenannten „Ecovillage“ beobachten. Hier findet man zahlreiche Solarpaneele auf den Dächern der Häuser. Aber auch Windräder drehen sich in der Ferne. Somit gibt es kein anderes Dorf in Großbritannien mit einem niedrigeren CO2-Fußabdruck. Es wird recycelt, getauscht, kompostiert, nachhaltig gebaut und gut gedämmt. Die Ressourcen, wie Holz und Steine kommen aus der unmittelbaren Nähe, wobei manche Häuser sogar mit Strohballen oder recycelten Papier isoliert werden.
Roger Doudna, 76 hatte die Idee mit den Whiskeyfässern und fing an, die ausgemusterten, riesigen Destillerie-Holzfässer in kleine Wohnhäuser zu verwandeln. Doudna der eigentlich ein Universitätsdozent aus den USA ist, hatte sich recht früh gegen eine akademische Laufbahn und für ein Leben in der Findhorn-Gemeinschaft entschieden. Und so lebt der Mann nun seit etwa 34 Jahren in dem Ökodorf und hinterlässt mit seiner Idee, Häuser aus Whiskeyfässern zu bauen, einen großen Fußabdruck in der Community. Sein Whiskeyhaus fasst etwa 30 Quadratmeter mit Kochnische, Wohnzimmer und einem Bett direkt unter dem Dach.
„In den ersten Jahren roch es hier drinnen noch nach Whisky“
scherzte der Aussteiger gegenüber der Frankfurter Rundschau.
„Viele kommen, um sich selbst zu finden oder um Probleme hinter sich zu lassen“
Aber wie darf man sich das Leben im Ökodorf vorstellen? Im Grunde geht es darum, eine Art Organismus zu leben, in welchem jeder seinen eigenen wichtigen Beitrag leistet. So umfasst das Gemeinschaftsleben gemeinsames Arbeiten, gemeinsame Einnahme der Mahlzeiten (auf Wunsch), aber auch gemeinsame Veranstaltungen, die in einem umfassenden Veranstaltungskalender festgehalten sind. Die Arbeit findet wie im „normalen“ Leben auch in Schichten statt, die zumeist von kurz- und mittelfristigen Gästen wahrgenommen werden. Oder von Mitgliedern der Gemeinschaft, die teilweise auf dem Gelände und teilweise in den nahegelegenen Dörfern oder Gemeinden wohnen und dort freiwillige Schichten übernehmen.
Darüber hinaus gibt es in Findhorn aber auch Angestellte, die auf Basis von Kost und Logis arbeiten. Dabei sollen die verrichteten Arbeiten nicht nur der produktiven Bewältigung anfallender Aufgaben dienen, sondern sind wesentlicher Teil der Schaffung und Aufrechterhaltung persönlicher Kontakte und somit zur Unterstützung eines Gemeinschaftsgefühls.
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Quellen:
https://www.fr.de/panorama/gestrandet-glueck-13181333.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Findhorn_Foundation