„Empathie lernen kann man nicht“, sagen die einen, „Empathie unterrichten wir an Schulen“ sagen die Dänen. Bereits seit den 90er Jahren wird den Kindern an dänischen Schulen beigebracht, auch auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und vor allem, diese zu verstehen.
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Empathie als Schulfach in dänischen Schulen
Empathie ist eigentlich ein essenzieller Grundbaustein für ein harmonisches und friedliches Zusammenleben. Geht es einem Mitmenschen schlecht oder hat die Nachbarsfamilie beispielsweise zu wenig Essen auf dem Tisch, kann man sich entweder dazu entscheiden, diese Tatsache zu ignorieren, oder man fasst den Entschluss (wenn die Mittel dafür vorhanden sind) ihnen zu helfen. Sei es, die Familie mal zum Essen einzuladen oder ihnen einen Einkauf zu spendieren. Im empathischen Sinne ist es jedoch schon damit getan, sich in den anderen hineinzufühlen und eventuell einfach mal nachzufragen, ob man etwas zu tun kann. Das nennt man Empathie…Die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in andere Menschen und deren Einstellung, Gefühle und Gedanken einzufühlen. Zu unserem Entsetzen müssen wir jedoch feststellen, dass Empathie im 21. Jahrhundert langsam aber sicher ausstirbt, und einfühlsame, verständnisvolle Menschen einer seltenen Gattung angehören.
In Dänemark ist das anders. Im Land der „glücklichsten Menschen der Welt“ gehört Empathie zum Fundament einer funktionierenden Gesellschaft. Und aus diesem Grund wird dieses Instrument besonders bei Kindern und Jugendlichen besonders gefördert, und zwar in der Schule. Seit 1993 wird an dänischen Schulen nämlich das Fach „Empathie gelehrt“. So sieht ein dänischer Lehrplan vor, dass jeder Morgen eines Schultages mit dem Fach „Empathie“ beginnen soll. Unter den Schülern und Lehrern ist diese Stunde jedoch als „Klassenzeit“ bekannt, wobei die Schüler sich während dieser Zeit darauf konzentrieren gemeinsam alltägliche Problem zu lösen.
Und so sieht der Unterricht in der Praxis aus
Gemeinsam mit den Lehrern erarbeiten die Schüler Techniken und Lösungsansätze für Probleme die sie alleine nicht stemmen können. Somit erlernen sie ein Verständnis für die Dinge, die bei Kindern und Jugendlichen immer wieder zu Konflikten führen. Durch das Arbeiten in Gruppen wird den Kindern ein Gefühl der Einheit vermittelt, wodurch automatisch Mitgefühl und das gegenseitige Interesse aneinander wachsen. Sollte es daheim oder in der Schule keine Probleme geben, die es zu lösen gibt, verbringen die Schüler und Lehrer die Stunde mit einem gemeinsamen Frühstück, Spielen oder einfach Gesprächen, um die gemeinsame Zeit zu nutzen und zu genießen.
Das Ziel der Dänen ist es in ihrem Schulsystem nicht, die Kinder aneinander zu messen oder sie mit Preisen oder Trophäen zu belohnen. Vielmehr geht es darum, die Kinder und Jugendlichen darin zu motivieren sich selbst zu reflektieren. Die Zusammenarbeit soll die Kinder dazu bringen ihre inneren Erwartungen zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Wichtig sei es „lernschwache“ Kinder nicht von denen zu trennen, welche sich mit dem Lernen leichter tun. Somit lernen die Kinder, dass eine Kette immer nur so stark ist, wie das schwächste Glied. Die Lehrer erhoffen sich dadurch, dass „begabte“ Kinder denen helfen, welche sich mit dem Lernen etwas schwerer tun.
„Empathie ist sehr wichtig für eine gut funktionierende Demokratie…“
„…Man kann keine funktionierende Demokratie haben, wenn sich niemand in die Lage eines anderen versetzen kann… „
„…Wenn wir unseren Kindern das nicht beibringen, dann haben wir in 50 Jahren keine Demokratie mehr. Es ist bereits jetzt schon kurz vor 12.“; so Mette Løvbjerg die Rektorin einer Schule in Dänemark.
Empathie ist der Schlüssel für ein gelingendes Zusammenleben
An deutschen Schulen würde diese Art von Unterricht bestimmt auch nicht schaden, wenn die Eltern schon keine Zeit, Lust oder die Möglichkeit haben, ihrem Kind solch wichtige, menschliche Werte mit auf den Weg zu geben. Wir sind heutzutage so sehr damit beschäftigt uns Gedanken darüber machen, wer mehr oder weniger hat als man selbst, oder ob einem jemand sogar etwas wegnehmen könnte, dass wir vergessen darüber nachzudenken, ob derjenige es vielleicht dringender benötigt. Wir sind teilweise gar nicht mehr in der Lage einem Mitmenschen gegenüberzutreten, ohne ihn direkt für seine Taten zu verurteilen oder ihn in eine Schublade zu stecken.
Empathie ist der Schlüssel…wir müssen lernen, wieder mitfühlend und verständnisvoll miteinander umzugehen. Ganz egal, ob das Verhalten eines anderen in unser Verständnis für „Normalität“ passt oder nicht. Wir sind alles Individuen, und ein Zusammenleben kann nur dann funktionieren, wenn wir einander verstehen und akzeptieren so wie wir sind. Und genau aus diesem Grund ist es so enorm wichtig Empathie schon von klein auf zu erlernen und zu verstehen.
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